Um große Fragen zu Gegenwart und Zukunft zu klären, zieht man gern die Vergangenheit zu Rate. So auch bei einer Veranstaltung für Gemeindekirchenräte aus der Region Zeitz am 22. Juni. Eingeladen war der emeritierte Kirchenhistoriker Prof. Dr. Peter Maser aus Bad Kösen. In seinem Vortrag erklärte der Experte für die Kirchengeschichte der DDR-Zeit, warum so wenig Menschen im Süden Sachsen-Anhalts mit der Kirche verbunden sind.

Nach Masers Meinung fehlte es in der Region an einer lokalen Erweckungsbewegung. Anders als beispielsweise in Sachsen oder Württemberg blühte im Süden Sachsen-Anhalts der Glaube nie außergewöhnlich auf. Das lag möglicherweise am grundlegenden Glaubensstil der Preußischen Landeskirche sowie am unselbstständigen Denken vieler Städte und Dörfer. Ein starker Glaube konnte sich eher dort ausprägen, wo etwa Großbauern eigenverantwortlich dachten und handelten.

Für den Glaubensschwund in der jüngeren Geschichte sorgte schließlich die Entchristianisierung in der DDR-Zeit. Zwar musste die SED-Führung in den 50er Jahren ihren aggressiven, antireligiösen Kurs auf Druck Moskaus entschärfen, dennoch drängte sie die Kirche aus allen öffentlichen Bereichen. Die Kirchenleitung machte bei Einführung der Jugendweihe nach Masers Einschätzung den Fehler, sich auf ein „entweder-oder“ festzulegen. Alle, die zur Jugendweihe gingen, konnte nicht konfirmiert werden und blieben in der Folge dem Gottesdienst fern. Damit ging die erste von vielen Generationen verloren.

Dabei bot die Kirchengeschichte der letzten 50 Jahre durchaus Anknüpfungspunkte für ein Wiederaufleben des Glaubens. Oskar Brüsewitz aus Rippicha bei Zeitz leitete mit seinen Aktionen den Anfang vom Ende der DDR ein. Auch 1989 füllten sich die Kirchen mit Menschen. Doch als der kirchliche Schutzraum nicht mehr für nötig war, gingen sie wieder.

Aus Maser Ausführungen nahmen die Haupt- und Ehrenamtlichen der Region Zeitz mehrere Impulse mit. So muss akzeptiert werden, dass es der Gottesglaube in Zeitz in der Vergangenheit schwer hatte, die Herzen der Menschen zu erreichen. Die DDR-Zeit zerstörte auf vielfache Weise tradierte religiöse Bindungen. Die Engagierten vor Ort sollten aber das Potential der Kirche erkennen, in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche für Menschen da zu sein. Sie sollten Ziele formulieren, wie Kirche zurück in die Lebenswirklichkeit der Menschen ihrer Stadt und Region finden kann. Dazu gehört es, eine Kultur des selbstständigen Denkens und der familiären Glaubensweitergabe fördern.