Am 18. August 2022 jährte sich zum 46. Male der Tag der Selbstverbrennung des Pfarrers Oskar Brüsewitz an der Michaeliskirche im Zentrum von Zeitz. Die Stadt Zeitz und die evangelische Gemeinde hatten zum Gedenken um 11.55 Uhr an den Ort des Geschehens vor der Kirche eingeladen. Etwa 70 Menschen waren der Einladung gefolgt.

Werner Köppen, Pfarrer der Michaeliskirche, eröffnete die Veranstaltung und betonte bei der Begrüßung, dass es sich um ein Gedenken und nicht um irgendeine Wertung der Tat handle.

Nachdem der Oberbürgermeister der Stadt Zeitz Christian Thieme und weitere Gäste an der Gedenksäule Blumen niedergelegt hatte, schilderte Pfarrer i. R. Dieter Ziebarth seine Sicht auf seinen Pfarrkollegen und Freund Oskar Brüsewitz. Ziebarth war von 1970 bis 1978 Pfarrer an der Michaeliskirche gewesen.

„Für Ungewöhnliches war in der DDR kein Platz“, sagte Ziebarth, „und Oskar Brüsewitz verhielt sich anders als gewöhnlich. Er machte keinen Dienst nach Vorschrift.“ Er wollte die christliche Botschaft in die Welt hinaus verkünden und griff dafür auf ungewöhnliche Mittel zurück. Ziebarth erinnerte daran, dass Brüsewitz auf dem Gelände seiner Kirche in Rippicha ein Schild aufgestellt hatte. Mit weit sichtbaren Buchstaben war darauf ein biblisches Zitat zu lesen: „Die auf Gott vertrauen erhalten neue Kraft.“ Solche großen Schriftzüge waren eigentlich Teil der DDR-Propaganda und die kirchliche Verwendung war ein Affront gegen das System.

Ziebarth verwies darauf, dass Oskar Brüsewitz sicherlich mehr Rückenstärkung gebraucht hätte, aber das Fanal von Zeitz war nach seiner Ansicht kein Zeichen von Schwäche gewesen. „Mit aller Kraft hat Oskar Brüsewitz gegen die Gottvergessenheit in der Gesellschaft angeschrien. Es war aber auch ein Appell an die Kirche, ein Zufluchtsort zu sein.“

Ebenso betonte Pastorin Esther Fröbel, die jüngste Tochter von Oskar Brüsewitz, in einem abschließenden Gebet, dass ihr Vater mit seinem Tun die Menschen wachrütteln und ermutigen wollte. In Anlehnung daran, bat sie um Weisheit und Kraft für unsere Situationen heute.